Das VEB Medizintechnik Leipzig-Leutsch
Vergangenheit
Das große Fabrikgelände in der Franz-Flemming-Straße in Leipzig-Leutsch gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg zum VEB Kombinat Medizin-und Labortechnik Leipzig. Damals wurde nach 1949 unter der Schutzmarke " Medi" Tauchtechnik hergestellt. Vor dem Zweiten Weltkrieg war der dominierende Hersteller von Tauchgerätschaften in Deutschland Dräger in Lübeck. Die DDR bemühte sich damals von der aufblühenden westdeutschen Wirtschaft unabhängig zu werden und musste dabei weitgehend ohne Importe von u.a. Tauchtechnik aus dem Westen auskommen. Dies geschah einerseits aus ökonomischen Gründen, man hatte nicht genug harte Devisen für den Import. Andererseits hatte diese Technik eine gewisse militärische Bedeutung und unterlag damit dem im Kalten Krieg von den Westmächten verordneten Lieferembargo. Tauchtechnik wurde innerhalb des sozialistischen Lagers auch nicht von anderen Ländern angeboten, also musste man in der DDR selbst etwas erfinden, zunächst für den militärischen und professionellen Bedarf. 1948 wurden mehrere Firmen durch staatliche Verordnung zum VEB Medizintechnik Leipzig zusammen geschlossen. 1952 wurde das VEB Medizintechnik der Hauptverwaltung Feinmechanik-Optik zugeordnet. Von 1958 bis 1967 hieß der Betrieb dann VVB Mechanik und von 1967 bis 1969 VVB Medizin-,Labor-und Wägetechnik. 1970 änderte sich das Logo zu MLW und es wurde der VEB Kombinat Medizin-, Labor-und Wägetechnik gebildet. Viele bis dahin noch private oder halbstaatliche leistungsfähige Betriebe wurden 1970 manchmal auch nicht freiwillig dem volkseigenen Sektor angegliedert. Der VEB Medizintechnik wurde so zum Stammbetrieb. Der Schwerpunkt der Produktion des Kombinats bildeten Medizin-und Atemschutztechnik. Die tauchtechnischen Artikel waren nur ein Nebenzweig. 1974 wurde die Produktion der Hydromat-Familie eingestellt, da die konstruktive Entwicklung von Tauchtechnik keine Devisen einbrachten. Nur die RG-VE/M waren LVO-Aufgabe ( LandesVerteitigunsOrganisation) und wurden weiterhin bis 1989 hergestellt, sie wurden für den Einsatz bei der NVA gebraucht. Die geringe Entwicklungskapazität, die Unsicherheit und Mangel an modernen Materialien und Technologien führten dazu das man nicht zu innovativen Produkten kam. Die Kostrukteure von Medi blieben lieber auf der sicheren Seite, für die Realisierung guter Ideen und empfand bewährte Produkte unter Beachtung der eigenen technologischen Möglichkeiten nach. Man arbeitete möglichst mit Hartgewebescheiben statt Nullringen und mit Tagelgarn statt Kabelbindern. Trotzdem konnte sich das Ergebniss sehen lassen, der Hydromat-Kompaktregler zählte zu den Besten in seiner Klasse. 1990 nach der Wende wurde das Kombinat MLW von der Treuhand zerschlagen. Die restliche Tauchtechnik landete mit vielen anderen Produkten in der Schrottpresse. Seither steht die Fabrik leer und rostet vor sich hin.
Besucherbericht
Ehrlich gesagt wussten wir nicht in welcher Fabrik wir uns befanden als wir sie besichtigten, das habe ich dann erst später heraus bekommen. Wir hatten sie beim Vorbeifahren von weiten gesehen. Beim Näherkommen war sie dann größer als von weiten angenommen. Der erste Teil des Gebäudes wurde anscheinend später erst dazu gebaut, da er neuer aussieht und es schein jemanden zugehören, da Container davor stehen. Aber auch da sind die Fenster eingeschlagen und es wirkt alles verwahrlost. Das alte Fabrikgelände ist mit einem alten Zaun mehr oder weniger gesichert. In unserem Fall weniger, zumindest hält es keine interessierten Besucher fern. Von Inne ist die ehemalige Fabrik ziemlich riesig, lange Gänge, viele Treppen und noch mehr Türen. Wenn man weis das es mehrere Ein-und Ausgänge gibt besteht wenigstens nicht die Gefahr das man wenn wir den Überblick verlieren nicht mehr raus kommen. Wir hatten da echt schon andere Situationen. Ich bin persönlich immer wieder aufs neue überwältigt von den großen Fabrikhallen und den vielen Pfeilern, wenn man bedenkt was sie für eine Last über Jahrzehnte hinweg tragen. Auch viele Graffitigemälde lachen uns von den Wänden herab entgegen, einige davon sind uns mittlerweile sehr vertraut und begegnen uns von Objekt zu Objekt.Man vermisst sie regelrecht wenn sie dann mal nicht da sind. Schlimmer als die Graffitis find ich die mutwillige Zerstörrung die man leider in jeder Etage, Ecke und jedem Winkel sieht. Eingeschlagene Fenster, zertrümmerte Sanitärbereiche und zerschlagene Einrichtungen sind einige davon. Es ist als würde die Vergangenheit und ihre Erinnerungen mit Füßen getreten. Auch in den halb abgebrannten kleineren Gebäude gegenüber der Fabrik waren wir. Aber viel bewegen darin konnten wir uns nicht, da alles marode und Einsturz gefärdet war. Ich nehme mal an das es ein dazugehöriges Pfördnerhaus gewesen war. Zum Vordereingang kommt man nicht mehr raus oder rein, trotz offener Türen, doch Dornen und Gestrüpp versperrten uns den Weg. Das das Gebäude überhaupt noch steht wundert mich, das es halb abgebrannt und schon teilweise wingestürzt ist. Ich finde es im allgemeinen immer wieder erstaunlich, wenn man bedenkt das die meisten dieser alten Gebäude seit mehr als 100 Jahren stehen und zwei Weltkriege überlebt haben und noch heute stehen wie große Denkmäler zum rotze der Menschheit.