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Vergangenheit/Besucherbericht

Die alte Kammgarnsinnerei Stör & Co.AG in Leipzig-Plagwitz

 

 

Vergangenheit

Dank intensiver Suche und Recherschen ist es uns gelungen die Vergangenheit der Fabrik zu erfahren und endlich können wir ihr auch einen Namen geben.
Die Kammgarnsinnerei Stör liegt im Stadtteil Plagwitz und umfasst ein großes Fabrikgelände wozu auch ein Teil davon in die Erich-Zeigner-Allee gehört. Die Fabrik wurde um 1900 erbaut und gegründet. Die Produktions - und Verwaltungsgebäude, wie das Heizhaus,Kelleranlage und Pfördnerhaus, wurde später hinzu gebaut. 1880 gründete der Kaufmann Paul Rudolph Eduart Stör in Leipzig-Kleinzschocher die Kammgarnspinnerei Stör & Co.KGaA. 1893 verlegte der Kaufmann seinen Sitz nach Plagwitz in die Erich-Zeigner-Allee die damals noch Kanalstraße und bis 1949 Elisabethallee hieß. So entstanden Tochtergesellschaften 1889 in New York und 1902 in Neschwitz bei Tetschen in Böhmen. 1911 wurde die Gesellschaft in eine AG umgewandelt. Mit ca. 3000 Beschäftigten hatte sich das weltweit operierende Unternehmen vor dem Ersten Weltkrieg zu einem der größten Leipziger Industriebetriebe entwickelt. 1920 setzte die Stör & Co.AG ihre Expansionsaktivitäten fort. 1921 erfolgte die Übernahme der Aktienmehrheit an der Leipziger Wollkämmerei. 1928 wurde die Kammgarnspinnerei Gautzsch AG als Zweigwerk übernommen. Im Zweiten Weltkrieg stellte der Betrieb, wie viele andere Fabriken zu der Zeit, auf Rüstungsproduktion um. 1946 erfolgte nach dem Volksentscheid die Enteignung und die Löschung aus dem Handelsregister. Der Nachfolgebetrieb fimierte als VEB Mitteldeutsche Kammgarnspinnerei. 1969 wurde der Betrieb mit der Leipziger Wollgarnfabrik zum Großbetrieb Leipziger Buntgarnerke zusammen geschlossen. Mitte der 1970er Jahre wurden die Buntgarnwerke in die Nonnenstraße verlegt, bis dahin befand sich das Zentrallager und die Blechverformungswerkstatt auch in der Erich-Zeigner-Allee. Nach der Verlegung des Buntgarnwerkes in die Nonnenstraße nutzte die VEB Leipziger Begleidungswerke Vestis die Fabrikgebäude bis 1992. Nach dem Zusammenbruch der DDR wurde das Gelände an einen Kölner Investor veräußert und von 1992 bis 2003 durch die Firma Bernd Berger Mode vorrangig zur Produktion von Bekleidung genutzt. Einige der Fabrikgebäude, u.a. das in der Erich-Zeigner-Allee werden heute noch teilweise genutzt. Das dazugehörige Kraftwerk ist verwahrlost und fällt nach und nach in sich zusammen. Das Firmenareal wurde im Zweiten Weltkrieg so stark beschädigt das heute leider nur noch Reste der ursprünglichen Bebauung vorhanden sind. Auch wurden im Krieg die weiträumigen Fabrikhallen mit den charakteristischen Sheddächern zerstört.
 
 
Persönlicher Erfahrungsbericht.
 
 
 
Wie schon gesagt leider konnten wir über diese Fabrik keine Anhaltspunke finden. Wir haben alte Papiere durch sucht, im Internet nach Spuren gesucht, einem Namen oder irgendeinen Anhaltspunkt. Leider führen alle Hinweise ins nichts. Trotzdem haben wir dieser Fabrik im Januar 2015 einen Besuch abgestattet. Und ich muß sagen es war beeintruckend. Das Gelände ist eingzäunt und da es auch an einer vielbefahrener Straße liegt, nicht unbedingt unbeobachtet. Trotzdem kamen wir auch ins Innere. Das kleinere der Gebäude ist von inne komplett dunkel und wird ohne aschenlampen zur Stolperfalle. Überall senkt sich der Boden nach unten, Löcher tauchen aus der Dunkelheit auf. Überall alte Werkbänke zum Teil schon zusammen gefallen. Alte Kanister, Dosen, Fässer mit undefinierbaren Inhalt stehen überall herum. Große Maschinen, Pumpen und Schränke verfolgen und durch die Fabrik. Im Keller ist der Böden mit Schlick oder etwas etwas ähnlichen ( es ist doof drauf zu laufen) gefüllt, auch muss der Boden mal tiefer gewesen sein, da alte Tonnen oder die Türen zum Teil drinne versunken sind. Wenn man nicht seine Augen überall hat könnte es für starke Kopfschmerzen sorgen da überall alte große Heiztanks aud der Decke ragen. Wenn man in den großen Fabrikhallen steht kommt man sich extrem klein vor. Der oberste Stock ist voll von alten Schränken und überall liegen alte Unterlagen herum, die leider auch keinen Hinweis ergaben. Alte Starkstromanschlüsse und Sanitärbereiche, Büros mit verdreckten halbabgesissenen Gardinen, sogar alte Schuhe stehen dort noch rum. Das große Gebäude was man von außen so halb versteckt sieht ist monströs. Die alte riesengroßen Heizöfen sind echt ne Wucht. Die Heiztanks und die großen Rohre, man kann es garnicht so beschreiben wie man es vor Augen hatte. Und Teppen über Treffen. Wir sind jede einzelne hoch und höher gelaufen. Es ist schon erschreckend wenn man herunter schaut, wie tief man fallen könnte. Überall verfolgen uns auch lustig zur Schau gestellte Graffitis von den Anlagen. Auf den Weg nach unten hätte wir uns beinah verlaufen. Wir haben nur noch Treppen gesehen. Wir waren froh als wir wieder festen Boden unter unseren Füßen hatten. In dieser Fabrik war es echt schwer den Überblick zu behalten, da es diesmal auch nur einen einzigen Ausweg gab, mussten wir uns den Rückweg merken, was hier drinne allerdings nicht so einfach war. Durch die vielen Durchgänge, große Hallen, Keller und Treppen war das heraus finden garnicht so einfach. Am Ende unserer Besichtung , noch ganz benommen von den vielen Eindrücken, war unser Fazit es war eine der größten und bemerkenswertesten Fabriken die wir je von inne gesehen hatten. Und ich glaube die Erinnerungen werden uns noch lange nach hängen
 
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