Die Geheime Waffenfabrik von Oranienbaum – Wörlitz
Im Landkreis Wittenberg, Sachsen-Anhalt, liegt die, durch ihre Gründerin Prinzessin Henrietta Catharina, holländisch geprägte Stadt Oranienbaum-Wörlitz. Neben der 1683 großzügig errichteten Schlossanlage, versteckt sich unweit von Oranienbaum im südlich der Elbe gelegenen Biosphärenreservat Mittelelbe in den Wäldern von Kapen hinter Stacheldraht und dicken Mauern die in einem eisernen Mantel des Schweigens gehüllte Geheime Waffenschmiede von Oranienbaum. Im Jahr 1935 entstand mit der Übernahme durch die Deutsche Wehrmacht auf über 200 Hektar Wald bei Oranienbaum in Windeseile eine Heeresversuchsanstalt mit Bunkeranlagen, Fabrikhallen und Lagerbunker. Die als Munitionsfabrik erbaute Heeresversuchsanstalt beschäftigte zu jener Zeit mehr wie 1000 Zwangsarbeiter und Dienstverpflichtete, darunter mehr wie 100 weibliche Arbeiterinnen, die in der ehemaligen Todesfabrik Granaten und Bomben mit dem im Ersten Weltkrieg eingesetzt und gefürchteten Senfgiftgas füllten. 1938 entwickelte sich die Heeresversuchsanstalt zum Großbetrieb des sogenannten „ Lost „- Giftgases. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde das durch Elekrozäunen und Wachtürmen gesicherte Gelände die Geheime Waffenfabrik der Nazis. Im 2. Weltkrieg, 1945, lagerten die Nazis zirka 10.000 Giftgasbomben in den Lagerbunkern der Waffenschmiede ein, die aber niemals zum Einsatz kamen und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges als Ostdeutschland die Gebäude und das Gelände übernahm, wurden die Granaten und Giftgasbomben gezielt gesammelt, entschärft, verbrannt und unter anderen in Transporten in der Ostsee versenkt und entsorgt. Nach dem Ende des Krieges und dem Aufstieg der DDR wurden in der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Anfang der 1950ziger Jahre die Produktionshallen umgebaut und hinter verschlossenen Türen entstand die Geheime Waffenfabrik von Oranienbaum die für die Äußeren als Chemiewerk getarnt gewesen war. Ein Teil des Geländes wurde ab 1945 von der Roten Armee benutzt, diese stationierten dort ihre Panzer, lagerten ihre Waffen und führten fernab der ahnungslosen Bewohnern Oranienbaums ihre Schießübungen durch. In der zu DDR – Zeiten Geheimen Waffenschmiede wurden von den über 500 Arbeitern, vorwiegend Frauen, Tellerminen und Selbstschussanlagen für die DDR entwickelt und gebaut. Das Kernprodukt Nummer Eins, unter anderen die Tretminen und die Selbstschussanlagen für die innerdeutschen Grenze, war die berüchtigte Splittermine SM 70. Die berüchtigte Splittermine SM 70 war eine tödliche Maschine die winzige, tödliche 4x4 mm große Hackwürfel aus hartem Stahl verschoss und auf einer Entfernung von 8 Metern zur absoluten Bedrohung wurde. Dieses tödliche Geschoss wurde von vorwiegend weiblichen Mitarbeiterinnen zusammen gebaut und geschraubt. Davon wurde zirka 1,3 Millionen Minen an der innerdeutschen Grenze auf dem sogenannten Todesstreifen verlegt auf über 400 Kilometer Strecke um Flüchlinge der DDR an der Grenze zu verstümmeln oder zu töten. Bis heute sind die genauen Todeszahlen der Opfer unbekannt. Und auch sind heute noch Reste der SM 70 auf dem ehemaligen Testgelände 1 der Geheimen Waffenschmiede Oranienbaums zu finden. In dem ehemaligen für die Entwicklung und Forschung zuständigen Werksgebäude 210, wurde die SM 70 entworfen und entwickelt. Da die Herstellung der Mine in der DDR verboten war, wurde sie nach der Entwicklung erst in die Tschechei geschickt um bearbeitet zu werden und kam danach nach Oranienbaum zurück und wurde dann in den der Waffenfabrik erst hergestellt. Die zu 1000enden im Todesstreifen verteilten SM 70 Splitterminen wurden nach dem Ende der DDR, 1990, angefangen zu beseitigen was sich als sehr aufwendig und gefährlich gestaltete und erst durch Spezialfahrzeuge konnten weitestgehend die Minen unscharf gemacht werden. Auch im Testgelände 2 der ehemaligen Waffenfabrik liegen heute noch Überreste der Minen herum. In den hiesigen Gebäude mit der Nummer 114 wurden hinter Druckschutzwänden TNT in hohen Mengen verarbeitet. Die dicken Schutzwände sollten dafür sorgen das bei einer Explosion die Druckwelle nach oben abgeht. In der aus Lagerbunkern, Werkshallen, Arbeiterunterkünfte und Transportwegen bestehenden Geheimen Waffenschmiede wurde auch zeitweise die Panzervernichtenden Granaten RKG 5 entworfen, entwickelt und hergestellt. Nach ihrem kurzen Einsatz in Vietnam wurde die Produktion jedoch eingestellt, da diese Granate zu schwer und mit einem Wurf von nur maximal 15 Metern zu unhandlich war. Das Gelände der Waffenfabrik war zu DDR – Zeiten strengstens von der Volkspolizei rund um die Uhr bewacht. Auch das Schloss in Oranienbaum, einst Sommerresidenz der Prinzessin, diente bis zum Jahr 2000 als Lagerraum des Staatsarchivs und war bis dahin für die Öffentlichkeit tabu. Nach dem Ende der DDR und der Wiedervereinigung zog auch in den Wäldern von Kapen Ruhe ein und es wurde alles vernichtet. Vieles verschwand und einiges verrottet heute noch unter dem wachsendem Gras vor sich hin. Es wird vermutet das sich zirka noch 33.000 Minen alleine an der ehemaligen innerdeutschen Grenze allein in Thüringen befinden und bisher wurden schon 6,5 Millionen für die Auffindung und Entsorgung der noch versteckten Minen investiert. Auf Teilen der ehemaligen Waffenfabrik entstand nach ihrem Stillstand ein moderner Industriepark. Die Zeitzeugen von damals schweigen und vieles was hinter den dicken Mauern, Elektrozäunen und Stacheldraht passiert und geschehen war wird für immer ein Geheimnis bleiben und nie ans Tageslicht kommen und so holt sich die Natur ihr vor Jahrzehnten von Menschenhand genommenes Areal langsam aber sicher zurück und irgendwann werden mit den zusammenhängenden schweigenden Zeitzeugen eine fast hundertjährige Militärgeschichte verschwunden sein.
The secret weapons factory of Oranienbaum - Wörlitz
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