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Vergangenheit

Der ehemalige Grenzbahnhof Canfranc

 

 

Vergangenheit

 
Canfranc ist ein kleiner Ort an der Grenze zu Frankreich in den spanischen Pyrenäen und hat ca. 554 Einwohner.  Der kleine Ort entstand im Mittelalter als Grenzstation. Die Grenzstation bekam den Namen " Campus Francus ", was übersetzt soviel heißt wie " Freies Feld ". Er erhielt diesen Namen aufgrund der ihm zugeteilten Aufgabe, diese war den Weg für Reisende und Pilger frei von Hindernissen zu halten. Kernstück des gleichnamigen Ortes war der ehemalige Grenzbahnhof Canfranc zwischen Spanien und Frankreich. Als die Bahnstrecke in Frankreich damals stillgelegt wurde, diente der Bahnhof als Regionalbahnhof. Er wirkt seit diesem Funktionswechsel stark überdimensioniert. Der heute stillgelegte Bahnhof Canfranc wurde damals als Durchgangsbahnhof konzipiert. Die Planungen für den Bau der Strecke gehen bis in das Jahr 1853 zurück. Ursprünglich war sie als Teil einer Eisenbahnverbindung zwischen Paris und Madrid gedacht. Der Bahnhof stellte zu der Zeit der Inbetriebnahme den Knotenpunkt für die Bahnstrecken Pau-Canfranc und Saragossa-Canfranc dar. Diese beiden Bahnstrecken wurden in der Zeit zwischen 1902 und 1927 erbaut. Der grenzüberschreitende Verkehr wurde mit einem Staatsvertrag zwischen Frankreich und Spanien 1904 geregelt. Von Anfang an wurde die französische Strecke mit 1500 Volt Gleichstrom bis in den Bahnhof von Canfranc elektifiziert. Nach 10jähriger Bauzeit wurde der acht Kilometer lange Eisenbahntunnel unter der spanisch-französichen Grenze am Somport 1918 fertig gestellt. Das Empfangsgebäude wurde von dem spanischen Architekten Fernando Remirez de Dampierre von 1921 bis 1925 in Stahlbeton errichtet. Es ist 250 Meter lang. In diesem Gebäude lagen die Restaurants, Büroeinheiten aufgeteilt in spanisch und französische Abteilungen, sowie die Grenzpolizei und der Zoll. Mit dem Bau des Bahnhofes war um ihm herum die neue Siedlung Canfranc Estacion entstanden. Unter dem spanischen König Alfons Xlll. und dem französischen Staatspräsidenten Caston Doumergue wurde die Strecke am 11. Juli 1928 feierlich eröffnet. Die Streckenabkürzung zur Umgehung des Bogens nach Huesca zwischen Zuera und Ayerbe wurde 1929 eröffnet. Der Bahnhof Canfranc war zu den damaligen Zeiten mit einer länge von 241 Metern der größte Bahnhof in Spanien und der zweitgrößte in Europa. er kam mit seiner Größe gleich hinter dem Leipziger Hauptbahnhof. Da beim damaligen Bau des Bahnhofes die normalspurigen Gleisen aus Frankreich, sowie die Breitspurigen aus Spanien eingeführt wurden, mussten die Passagiere vor dem Weiterfahren in einen anderen Zug umsteigen. Auch fanden hier die Zoll-und Grenzkontrollen statt. Der Bahnhof hatte überdachte Bahnsteige von insgesamt 1,2 Kilometern Länge. Auch gab es für den Güterverkehr extra angefertigte Lagerhallen. Die Gleisanlagen waren 27 Kilometer lang und es gab einen Ringlokschuppen und eine Wagenhalle. Da die Bahnstrecke durch Berg-und Kurvenstrecken zu langsam war, konnte sie sich nicht im internationalen Reiseverkehr durchsetzten. Der größte Teil der Bahnstrecke verläuft durch das Aspetal. Der niedrigste Punkt im Streckenverlauf liegt in Pau mit 178 Metern und der höchste Punkt im Somport-Tunnel mit 1212 Metern. Das hatte zur Folge das die große erwartete Reiseanzahl der Besucher nicht erfüllt wurde. Auch das Aufkommen des Güterverkehrs war enttäuschend. Im ersten Betriebsjahr 1929 wurden nur 50.000 Tonnen Güter über die Grenze befördert. Der Grund dafür war, das auf der spanischen Seite kaum Industrie vorhanden war. Mit der Weltwirtschaftskrise sank das Aufkommen noch mehr ab. Desweiteren wurde der Bahnverkehr mehrfach unterbrochen u.a. von 1936 bis 1940 aufgrund des Spanischen Bürgerkrieges. Am 20. Juli 1936 besetzten Truppen des Generals Francisco Franco Canfranc im Zuge des Spanischen Bürgerkrieges. Es kam zu Auseinandersetzungen mit den französischen Bahn-und Grenzbeamten. Daraufhin schloss die französische Regierung den Grenzübergang und die spanische Seite mauerte im Gegenzug den Grenztunnel auf ihrer Seite zu. 1940 wurde der Übergang wieder geöffnet. Er war nach der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg eine wichtige Fluchtroute. Während des Zweiten Weltkrieges war der Bahnhof Hauptumschlagsort für Nazigold an Portugal und Spanien. 1944 wurde die Strecke von französischen Widerstandskämpfern mehrfach zerstört und die spanische Seite verschloss den Tunnel erneut. Ab 1948 gab es keinen weiteren Fernverkehr auf der Strecke. Als auf der französischen Seite bei einem Eisenbahnunfall die Brücke vin l'Estangaet einstürzte und nicht mehr aufgebaut wurde, stellte man 1970 auch hier den Verkehr ein. Heute dient der ehemalige Grenzbahnhof zwei Regionalzugpaaren aus Saragossa als Endpunkt. Nachdem der Bahnhof seine eigentliche Aufgabe verloren hatte, verfielen er und die Bahnanlagenn zusehens. Auch vor Plünderungen wurde nicht Halt gemacht. Einige alte hinterlassene Waggons verrotten im ehemaligen Gleisfeld. Die ehemalige Bahnstrecke ist heute teilweise abgebaut und nicht mehr durchgängig befahrbar. Seit 2007 wird das ehemalige Empfangsgebäude saniert, dort soll ein Luxushotel und Eigentumswohnungen entstehen. Seit 2012 sollten die Arbeiten dort abgeschlossen sein, doch es gab immer wieder verschiedene Verzögerungen. Andere Stimmen hatten sich für die Wiedereröffnung desEisenbahntunnels und die Wiederaufnahme des Zugverkehrs ausgesprochen. Laut Informationen wird an der Restaurierung des Bahnhofes und die Wiederaufnahme des Zugverkehrs gearbeitet, Eröffnung sei für das Jahr 2020 geplant.
 
 
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