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Vergangenheit

Die verbotene Militärsstadt Hillersleben in Sachsen-Anhalt

 

 

Vergangenheit

 

Hillersleben liegt ca. 5 Kilometer östlich von Haldensleben an der Ohre und ca. 20 Kilometer nordwestlich von Magdeburg. Hillersleben ist ein Ortsteil der Gemeinde Westheide im Landkreis Börde. Das Kloster Hillersleben wurde im 10. Jahrhundert gegründet. Anfang des 11. Jahrhundert wurde, im Bezug auf das Kloster, der Ort unter der Bezeichnung " Hildesleve " das erste Mal erwähnt. Otto, Sohn der Ludburg und des Grafen Milo von Grieben und Ammensleben nennt sich im 12. Jahrhundert " Comes de Hildeslive ". Eine Burganlage die an der Stelle des Klosters gestanden haben soll, wurde im 12. Jahrhundert erwähnt. Das Grafengeschlecht der Hillersleben starb mit dem letzten Nachkommen Otto von Hillersleben aus. Es wird vermutet das die Besitztümer der Grafen auf die Markgrafen von Brandenburg übergingen. Das Kloster selbst übernahm nach und nach alle Bisitztümer im Ort Hillersleben. 1376 erhielt das Kloster vom Erzbischof Peter von Magdeburg des gesamten Ort als Schenkung. Am 22. September fand in Hillersleben, im Rahmen des Schmalkaldischen Krieges, eine Schlacht zwischen Herzog Georg von Mecklenburg und den Bürgern von Magdeburg statt. 1564 waren im Ort Hillersleben 26 Hauswirte ansässig. 1577 wird Hillersleben in Urkunden als völlig protestantisiert bezeichnet. Die Kirche selbst hatte keine Besitztümer, es wurde vom Kloster verwaltet, welches das Patronatsrecht hatte. Während des Königreichs Westphalen gehörte Hillersleben zum Kanton Neuhaldensleben, Distrikt Neuhaldensleben im Elbedepartment. Das Dorf Paxförde gehörte auch zu Hillersleben. Die " Verbotene Stadt Hillersleben " war eins die verbotene Stadt der Sowjetarmee. Ca. 30.000 Soldaten bereiteten sich hier auf den Dritten Weltkrieg vor. Bereits Ende der 1930er Jahre des letzten Jahrhundert wird Hillersleben zum Militärsstützpunkt. Die Nationansozialisten ließen in einer der größten Rodungsaktionen in Europa ganze Dörfer in der Colbitz-Letzinger Heide von der Landkarte verschwinden. Während und vor dem Zweiten Weltkrieges bestand in Hillersleben eine Heeresversuchsanstalt in Zusammenhang mit dem angrenzenden Truppenübungsplatz Altmark in der Colbitz-Letzinger Heide. 1934 begann das große Bauvorhaben und 1935 wurde sie als der zweitgrößte Versuchsplatz der Deutschen Wehrmacht gegründet. Dazu wurden zwischen Hillersleben und dem Waldrand bei Staats eine fast 30 Kilometer lange und 750 breite Schneise in den Wald gelegt. Am westlichen Rand der Schneise wurde eine zweispurige Betonstraße gebaut, auf der gesamten Länge des Platzes. Nördlich und beiderseits der Betonstraße entstanden mehrere Versuchsplätze mit Bunkeranlagen. Auf weiteren 281 Hektar, westlich und östlich der Betonstraße, erhielt die Heeresversuchstelle drei weitere entfernte Versuchsplätze. Entlang der gesamten Schießbahn konnte die Waffenwirkung auf die Ziele beobachtet werden. Der A-Platz lag ca. 4 Kilometer nördlich von Salchau am Ostrand der Betonstraße bei Streckenmeter 22500. Es war eine Großbunkeranlage, ein Model zum Bau des Westwalls mit technischen Einrichtungen zur Versorgung, mehreren Etagen, einen 16 Meter tiefen Einschnitt am Eingang und mit einer eigenen Schmalspurbahn befahrbar. Die Testanlage diente der Erprobung panzerbrechender Waffen. Bereits vor 1939 gab es auf dem Schießplatz eine Kommandantur, eine Heeres-Standort-Verwaltung, ein Versorgungs-Komando, ein Heeres-Verpflegungs-Hauptamt und ein Heeres-Neubauamt. Die Bauzeit der Heeres-Versuchsstelle dauerte ca. 2 Jahre. Sie wurde in neun Hauptversuchsstellen aufgeteilt. Diese Heeresversuchsanstalt diente der Wehrmacht unter anderen zur Erprobung von Artilleriewaffen und dem " Dora "- Geschütz. Die bis heute größte Kanone verschoss 7 Tonnen schwere Granaten. Das erste einlagige Seelenrohr wurde im Herbst 1941 auf dem Schießplatz Hillersleben auf einer Behelfslafette eingeschossen. Auch wurden in Hillersleben Fahrzeuge, Panzer und mächtige Bunkeranlagen des Westwalls entwickelt und erprobt. Dadurch wurde die Anlage zum Hauptspionageziel der Alliierten. Im April 1945 gelangte ein Evakuierungstranzport aus dem KZ Bergen-Belsen bis in ein Wäldchen bei Hillersleben, wo er von den Wachmannschaften fluchtartig verlassen wurde. Frauen und Rote-Kreuz-Helferinnen versorgten die Überlebenden. Die Verstorbenen und täglich weiter Sterbenden wurden auf dem Schießplatz beerdigt. Die Rote Armee nutze die Anlage nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1994. Die angrenzenden Privathäuser wurden von ihnen besetzt. Kaum mehr als 30 Minuten Zeit blieb den Bewohnern um ihre Häuser zuverlassen. Sie bauten den Übungsplatz aus. Von 1946 bis 1948 sprengten sie die Bunkeranlagen. Die Gleisanlagen wurden vollständig abgebaut. Sie errichteten riesige Kasernen. Hillersleben war die letzte Stellung vor dem Nato-Feind. Hillersleben war das Sprungbrett Richtung Westen, in nur 48 Stunden konnte die Kampfkraft auf 50.000 Mann erhöht werden. Auch waren auf dem Übungsplatz Mobile Atombomben stationiert. Bis zu vier Familien wohnte damals in einer Wohnung in den riesigen Betonwohnhäusern. Die damaligen Professoren hatten besser ausgestattete Häuser mit Balkons. Die Soldaten waren in Baracken untergebracht. Die höheren Dienstgrade hatte ihre seberaten Häuser mit Garage etwas weiter hinten. Die drei vorhandenen Casinos waren je nach Rangordnung aufgeteilt. Der Wald drum herum wurde aufgrund von Platzmangel immer weiter abgerodet. 1965 begann der Holzeinschlag nähe Born auf 800 Hektar. 1981 wurden rund 600 Hektar intakter Wald mit bis zu 500-jährigen Eichen auf einer Entscheidung Erich Honeckers abgerodet. Zudem war Hillersleben der Standort der 47. Panzerdivision der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Mehrere 10.000 sowjetische Soldaten waren in der Kasernenstadt stationiert. " Klein Moskau " nannte die Hillersleber die Militärsstadt in der auch Angehörige höheren Dienstgrades wohnten. Was hinter den Mauern passierte war streng geheim und für die Dorfbevölkerung tabu. Hillersleben hatte eine strategische wichtige Position im Kalten Krieg. Heute wird das Gelände von der Bundeswehr für miliärische Übungen benutzt. Die bis dahin selbstständigen Gemeinden Hillersleben, Born und Neuenhofe schlossen sich ab Januar 2010 zur neuen Gemeinde Westheide zusammen. Vor den Toren der beschaulichen  neuen Stadt Hillersleben liegt eine Geisterstadt. Hohläugige Wohnhäuser, ein leerstehendes Krankenhaus und ein verwaistes Schwimmbad sind einige der Ruinen des inzwischen undurchdringbaren Dschungels. Ca. 20 Ruinen sind heute noch vorhanden. Trotz mehreren Versuchen und verschiedener Investoren konnte keiner Hillersleben und seine Geschichte retten. Der alte Reiterhof Adolf Hitlers mit Stallungen, Unterkünften, Schwimmbad und Sauna, die teilweise eingestürzte Reiterhalle und das ansehliche Haus wo Adolf Hitler gestanden und Auszeichnungen vergeben hat werden noch dieses Jahr abgerissen. Ein Teil darunter die alte Schule mit Zeichnungen der Kinder an den Wänden, die alte Fleicherei, die alte Bäckerei und diverse kleinere Gebäude wurden schon dem Erdboden gleich gemacht. Darauf wurde ein neuer Solarpark errichtet. Die anderen Gebäude Wie die Professorenvillas, das Krankenhaus oder die großen Wohnblöcke werden bis 2018 verschwunden sein. Einer der 35 Meter hohen Messanlagen steht an der Hauptstraße und der Kreuzung Reichsstraße. Das Gleisbett der alten Schmalspurbahn ist heute noch erkennbar. Einige der Bunkeranlage sind noch nicht gefunden wurden. Auch liegen heute noch von den damaligen Abrodungen hunderte Eichenreste im westlichen Randstreifen verstreut. Da sie von Metall-und Granatsplittern durchsiebt sind, konnte es von den Sägewerken nicht verarbeitet werden. Das verlassene Kasernengelände ist ein Stück konserierte Geschichte. Seit ca. 20 Jahren verfällt das Gelände. Den DDR- Bürgern war damals das Betreten der Militärsstadt Hillersleben verboten. Auch heute noch wird nicht öffentlich darüber geredet was wirklich hinter den geschlossenen Toren von Hillersleben wirklich geschah. Die wenigen Zeitzeugen die heute noch leben nehmen ihre Geschichte und die damit verbundenen Geheimnisse mit in ihr Grab.

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