Drahtseilbahnfabrik Adolf Bleichert in Leipzig-Gohlis
Vergangenheit
Die Drahtseilbahnfabrik befindet sich in der Wilhelm-Sammet-Straße, ehemals Weststraße/Feldstraße in Leipzig-Gohlis. Der Zugang zum ehemaligen Werksgelände führt über die Lützowstraße. Das ehemalige Betriebsgelände steht heute unter Denkmalschutz. 1876 gründete Adolf Bleichert mit seinem Schwager, dem Kaufmann Peter Heinrich Piel, die Adolf Bleichert & Co. , zunächst in Leipzig-Neuschönefeld. Zuvor wurde eine 1874 gegründete Seilbahnfabrik Adolf Bleicherts durch den Wechsel seines Gesellschaftlers in Siegen beendet. Die neue Fabrik in Leipzig erwarb sich bald einen Ruf als Hersteller und Erbauer von Drahtseilbahnen. 1881 wurde der Betrieb nach Leipzig-Gohlis verlegt, der Architekt des Gebäudekomplexes war Max Bösenberg. von dort aus wurde zunächst mit 20 technischen und kaufmännischen Angestellten und 70 Arbeitern Seilbahnen in alle Welt geliefert. Großes Interesse an den neuen Anlagen zeigte in erster Linie die Rohstoff-und Schwerindustrie. 1888 erteilt Adolf Bleichert & Co. der amerikanischen Firma Cooper, Hewitt & Co., der Muttergesellschaft der Trenton Iron Company, eine Lizenz zum Bau und Vertrieb von Bleichert-Seilbahnen in den USA. Bald darauf konnte diese Firma in den USA eine große Zahl bis nach Alaska absetzten. 1890 und 1891 ließ Bleichert auf der gegenüberliegenden Seite der Lützowstraße eine Villa im Stil des Historismus errichten. 1896 brachte der Betrieb eine verbesserte Exzenter-Klemmkupplung für Drahtseilbahnen mit der selbsttätigen Klemme " Automat " auf den Markt. Dies war die Grundlage für die kuppelbaren Materialseilbahnen und Gondelbahnen. Die Loren, Eimer oder Gondeln wurden so automatisch am Förderseil an den Stationen ein-und ausgekuppelt. 1901 verstarb Adolf Bleichert. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte seine Firma mehr als 1000 Seilbahnen gebaut und geliefert. Seine Söhne Max und Paul Bleichert führten das Unternehmen erfolgreich weiter. Die Firma Adolf Bleichert & Co. hielt sämtliche Rekorde wie z.B. die längste Seilbahn in Argentinien oder die steilste in Tansania und viele andere auf der Welt. Büros gab es in Leipzig, Brüssel, Paris und London. 1895 noch vor dem Tod von Adolf Bleichert, wurde das Produktionsprogramm erweitert auf den Bau von Kranen,Schiffsver-und entladeanlagen, Elektrohängebahnen und Lagerplatzbrücken. Die Erfahrungen und die neuen Antriebe durch Elektromotoren wurden kompiniert. Die internationalen Geschäftsverbindungen gingen durch den Ersten Weltkrieg weitgehend verloren. Eine große Anzahl von Feldseilbahnen wurden in dieser Zeit hergestellt. König Friedrich August III. von Sachsen erhob zur Annerkennung der Verdienste Max und Paul Bleichert in den Adelsstand. Von 1922 bis 1923 ließ Paul von Bleichert bei Klinga in Senfberg ein Herrenhaus und ein Wirtschaftsgebäude bauen und ließ dazu einen Park anlegen. Zu diesem Anwesen gehörte noch ein außerhalb des Grundstückes liegendes Försterhaus. 1924 nach dem Ersten Weltkrieg hatte die Firma einen Lizenzvertrag mit dem südtiroler Ingenieur und Unternehmer Luis Zuegg abgeschlossen und das Geschäft auf die Konstruktion und den Bau von Luftseilbahnen zur Personenbeförderung verlagert. 1927 wurde aus der Gesellschaft eine A.G. mit dem Firmenname Adolf Bleichert & Co.A.G. Leipzig. 1929 wurde das Anwesen in Senfberg bei Klinga an die Stadt Leipzig verkauft, es wurde als Kindererholungsheim, Jugendherberge und als Landschulheim bis 1940 genutzt. Ab 1940 bis 1944 wurde das Kinderkurheim als Lazarett genutzt. 1932 wurde aus der Adolf Bleichert & Co. A.G. Leipzig die Tranzportanlagen GmbH. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion zurück gefahren und nach Ende des Krieges wurde die Arbeit wieder aufgenommen, daraufhin waren in der Firma 1355 Arbeiter beschäftigt. Es wurde damit begonnen die Zerstörrung an des Gebäuden zu beseitigen und Ersatzteile für Krane zu bauen. Die Zukunft des Unternehmens stand offen, denn die Söhne Bleicherts saßen in Köln, woraufhin 1946 der Betrieb als Treuhandbetrieb in die Obhut der Stadt Leipzig überging. Dr. Theodor Schmidt wurde als Kommisarischer Treuhänder eingesetzt,er war einer der früheren Geschäftsführer. Mit Briefen an die sächsische Landesverwaltung forderte der von der Belegschaft gewählte Betriebsrat die Verstaatlichung des Betriebes. Ab 1950 wurde die " Bleichert-Tranzportanlagenfabrik " der SAG " Tranzmasch " angegliedert. Die Betriebe waren somit rechtlich sowjetisches Eigentum in Deutschland, unter Beachtung des deutschen Aktiengesetzes organisiert. Sie dienten der Erfüllung von Reparationsleistungen an die Sowjetunion und lösten die vorher praktizierte Demontagepolitik ab. Ende 1946 wurde die Serienproduktion von Elektrokarren und Kugelschauflern aufgenommen, auch wurden Pratzenkrane sowie Verladebrücken gebaut und ein Autokran neu entwickelt. Desweiteren wurde in Eutritzsch mit dem Neubau einer Stahlbauhalle von 10.000 m² Größe begonnen, da durch die Erhöhung der Produktion der Platz nicht ausreichte. 1950 hatre sich das Unternehmen wieder hochgearbeitet und es waren mitlerweile 4167 Beschäftigte in dem Betrieb tätig. 1953 war das Unternehmen Eigentum der DDR als VEB Bleichert Leipzig und ab 1955 als VEB Schwermaschinenbau Verlade- und Tranzportanlagen Leipzig. Ab den 1970er Jahren waren die Produktionsschwerpunkte Braunkohlentagebau und Hafenumschlaggeräte. 1985 wird das zum VEB Schwermaschinenbaukombinat TAKRAF Leipzig gehörende Werk Stammbetrieb des Kombinates. 1990 wurde das Kombinat aufgelöst und umgewandelt zur Verlade-und Tranzportanlagen Leipzig GmbH und TAKRAF ist alleiniger Gesellschafter. 1991 wurde der Betrieb geschlossen und die gesamte Belegschaft entlassen. 1993 fand die Liquidation der Verlade-und Tranzportanlagen GmbH statt. Seitdem stehen die ehemaligen Fabriksgebäude leer.